Christina Merl

In einer Zeit, die von Beschleunigung, Reizüberflutung und Unverbindlichkeit geprägt ist, setzt Christina Merl ein kraftvolles Zeichen für das subtile Wahrnehmen. Ihre Ausstellung auf Schloss Marchegg ist ein poetisches Plädoyer für den Feinsinn – jene Fähigkeit, das Verborgene, das Leise und das Flüchtige wahrzunehmen und zu würdigen. Ihre Arbeiten laden nicht nur zum Betrachten ein, sondern zum bewussten Spüren. Ob zarte Porzellanbroschen oder mehrschichtige Leinwandkompositionen – jedes Werk ist Fragment und Verdichtung zugleich. Titel wie Flow, Immortal Jellyfish, Sunny oder Furtive Glance sind mehr als Benennungen – sie wirken wie poetische Impulse, die sich zwischen Text und Bild entfalten. Sie evozieren Zustände: fließende Übergänge, tiefe Ruhe, elegantes Alleinsein, flüchtige Blicke. Es gibt immer eine enge Verbindung zwischen Sprache und Bild – Merls Kunst ist stets auch ein poetisches Denken. Was zunächst zurückhaltend erscheint, gewinnt durch bewusste Betrachtung an Tiefe und Klarheit. Feinsinn ist für Christina Merl keine Randerscheinung, sondern eine Schlüsselkompetenz: Wer mit feinem Blick sieht, erkennt Zusammenhänge – und das Wesentliche. Ihre Ausstellung ist eine Einladung zum Verweilen, zum Innehalten – und zum Wiederentdecken der Poesie im Alltäglichen.